Wie bei allen Horrorfilmen gibt es eine Fortsetzung. Und manchmal wird daraus eine richtige Reihe. Eigentlich fing es wieder ganz harmlos an, man fährt mit den Eltern in den Stern und auf einmal zerbricht ein Satz die herrliche Samstag vormittags Stimmung:
"Wir fahren gleich noch mal eben nach Praktiker!"
Mein schockierter Blick und sämtliche Hinweise auf Zeitmangel und Bundesliga werden einfach weggewischt. Wenn ein Vater das Ziel Baumarkt vor Augen hat, ist er wie ein Jagdhund: nicht mehr aufzuhalten!
Vor dem Baumarkt begrüßte mich ein Produkt, das so heißt wie ich mich schon jetzt fühlte: Rindenmulch...
Und bereits im ersten Gang, also quasi in der ersten Minute während der ersten Runde, erwischt mich der erste Volltreffer. In Form eines Spatens.
"Der ist für Linkshänder", sagt mein Vater. Und ich bin auch noch leichtsinnig genug mich auf eine Diskussion einzulassen.
Ich:"Warum ist der für Linkshänder?"
"Kennste nicht was? Noch nie gehört, wie? Soll ich dir einen kaufen?"
"Was soll ich denn damit?"
"Kannste nicht mit umgehen, oder?"
"Wieso ist der für Linkshänder?"
"Noch nie gesehen sowas, hm? Soll ich dir einen kaufen?"
"Was soll ich denn damit?"
"Tief stechen, weit werfen."
Als wäre damit alles gesagt, und scheinbar war es das für ihn, dreht sich mein Vater weg und verschwindet im nächsten Gang.
Ich hinterher und entdecke ihn beim Analysieren von Glättern und ähnlichem.
"Aah, Dreipunkt. Hab ich sofort erkannt."
Ich tue so als hätte ich nichts gehört und entgehe einer weiteren Entblößung meines Unwissens knapp.
"Die langen sind schon alle wieder weg."
"Nimm doch das hier", wage ich einen Vorschlag.
"Das ist eine Kartätsche, schon mal gehört?"
Mit diesem fast einen Meter langen Teil das mein Vater durch die Luft wirbelt im Beidhandgriff erinnert er mich mehr an die American Gladiators und ich habe Angst, dass er sich einen Angstellten als Gegner sucht.
Meine Mutter sagt zu alledem nichts, sie hat einen Frosch und eine Ente für die Blumenkästen und ist damit glücklich.
Schließlich landen wir in der Sanitärabteilung. Und zum erstenmal meldet sich meine Mutter zu Wort.
"Sind das nicht unsere Fliesen?"
Innerhalb von Sekundenbruchteilen, so dass ein Neuling in dieser Szene nicht einmal bemerken würde, erbebt mein Vater ob dieser Unkenntnis von Farbe, Struktur und Oberflächenbeschaffenheit. Aber da er bereits von Glückseligkeit in seinem Paradies umfangen ist, fängt er sich genauso schnell und marschiert einfach weiter. Bis zu den Styroporplatten wo er ergriffen etwas über Wärmedämmung murmelt, fast in Trance schon.
Gott sei Dank bleibt mir die Holzabteilung ebenso wie die Elektroabteilung erspart. An der Kasse tröste ich mich mit einem Eis. Andere Söhne kommen mir entgegen, ihre Blicke leer und voller Neid, das ich es hinter mir habe auf mich gerichtet.
Heute war es noch harmlos und ich werde mich wieder bemühen Sachen wie Dreipunktglätter und Kartätschen zu behalten, obwohl es sinnlos ist. Ebenso wie ich weiß, das es mich wieder in den Baumarkt verschlagen wird. Spätestens dann heißt es wieder "Grauen im Baumarkt"...