Des Schamanen Wahnsinn

Mittwoch, August 23, 2023

Die Frau vor dem Kiosk, Klümschenbuden und gemischte Tüten - eine Beobachtung in Vergangenheit und Zukunft

Wenn man aus unserer Siedlung herausfährt, dann befindet sich nur ein paar Meter weiter an der Durchgangsstraße ein Kiosk. Jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit fahre, sitzt die Besitzerin bereits in einem Plastikstuhl vor der Tür. Und wenn ich Abends nach Hause komme, sitzt sie dort immer noch. Meistens trägt sie Kopfhörer und hört wahrscheinlich Musik, ab und zu raucht sie. Hin und wieder, meist Abends, stehen auch ein paar Männer, vermutlich Kunden, in ihrer Nähe, dann unterhalten sie sich.

Eine der Schaufensterscheiben ist schon vor Wochen zu Bruch gegangen, sie ist durch eine große Holzplatte ersetzt. Fast wirkt es so, als würde es nicht repariert werden. Vielleicht wirft der Kiosk dafür nicht genug ab, vielleicht findet sich aber auch kein Glaser aktuell, ich weiß es nicht.

Ich weiß allerdings, dass ich mir irgendwann, wenn die Frau dort nicht mehr sitzt, wenn ich zur Arbeit fahre, mich fragen werde, wo sie hin ist. Vermutlich wird das der Fall sein, wenn der Laden schließt. An dieser Stelle gab es schon mehrere Versuche, einen Kiosk zu betreiben, auch eine Art Nagelstudio oder sowas in der Art war dort mal kurz.

Hier in der Gegend heißen die Kioske auch "Klümschenbude". Nicht mit Sch, sondern mit S und das ch wird zum K, das ist wichtig. Denn dort holt man sich nämlich "Bömmskes". 

Als Kind war es normal, wenn man fünfzig Pfennig oder eine Mark bekommen hatte, sich dort eine gemischte Tüte zu kaufen. Die Bonbons waren in durchnummerierten Behältern, so dass man dem Verkäufer sagen konnte "Zwei von der Fünf, zwei von der Sieben, einmal die Achtzehn." Zwischendurch stellte man immer die Frage "Wieviel hab ich noch?" Danach musste man sich entscheiden, was man noch unbedingt haben wollte.

Früher waren es fünf oder zehn Pfennig, heute sind es fünf oder meist zehn Cent für ein Bonbon, eine Colaflasche oder bunte Schnüre. In einem Supermarkt kriegt man mehr für weniger Geld, aber es ist nicht dasselbe. Noch heute halten wir ab und zu an einem Kiosk und holen uns so eine Tüte, die wir dann im Auto bereits plündern. Und ich freue mich sehr, dass mein Nachwuchs diese (vermeintliche) Pott-Tradition noch erlebt.

Vielleicht ja auch mal bei der Frau vom Kiosk direkt um die Ecke, da waren wir nämlich noch nie, seit sie den Laden hat. Der Vorbesitzer hatte nämlich kein Eis und das ist das zweitwichtigste für so einen Laden. Vielleicht hat sie ja Eis. Wir sollten sie mal besuchen.

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Montag, August 14, 2023

Schatten der VErgangenheit - Professor Zamorra 1286

 In knapp vier Wochen ist es so weit, dann erscheint ein neuer Professor Zamorra-Roman aus meiner Feder. Band 1286 trägt den Titel "Schatten der Vergangenheit" und setzt meinen letzten Beitrag (Band 1242 "Gefangen im Zeitverlies" fort. 



Hier könnt ihr den Vorschautext schon mal lesen. :-)

Schatten der Vergangenheit - PZ 1286

Und ist das Cover nicht wieder schön-schaurig? :-)

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Mittwoch, April 05, 2023

Gelesen: David Blum - Kollektorgang

"Kollektorgang" ist ein ungewöhnliches Buch. Das fängt bei dem Titel an, unter dem ich mir nichts vorstellen konnte und der mich zuerst etwas ganz anderes erwarten ließ, geht über die Kürze von nur knapp 125 Seiten und endet mit der Anmerkung des Autors am Schluss, die etwas enthüllt, an das ich beim ganzen Lesen niemals gedacht hätte, aber hier möchte ich nicht spoilern.


Das Cover ist interessant und hätte mich mit seiner Farbgebung in einer Buchhandlung durchaus dazu bewegen können, es in die Hand zu nehmen. Der Klappentext hingegen verrät eigentlich schon zu viel, nämlich die komplette Handlung. Dennoch macht es Sinn, dass Buch zu lesen, denn der Autor David Blum beweist, dass es hunderte Seiten braucht, um eine gute Geschichte zu erzählen.


Mit seiner klaren, fast lakonischen Sprache gelingt es ihm, Bilder im Kopf des Leser entstehen zu lassen. Und das sind ziemlich düstere Bilder. Immerhin geht es auch um den Tod eines Teenagers. Doch sehr schnell merkt man als Leser, dass auch mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Und noch schneller möchte man wissen, wie es zu dem Tod des Jungen Mario kam. Und so begleiten wir ihn auf seiner kurzen Lebensreise durch graue Hinterhöfe, angefüllt mit Personen, die man irgendwie kennt und denen man lieber nicht begegnet.


Die Geschichte ist stellenweise beklemmend, weil sie so realistisch ist. Aber auch in dieser Lage geht es um Freundschaft und auch um Liebe, so dass die Hoffnung einen immer wieder an der Hand nimmt - obwohl man das Ende kennt.


Das Ende ist dann auch der einzige kleine Wehmutspunkt, denn es kommt ziemlich schnell. Fast wirkt es so, als wollte der Autor es irgendwann nur noch zu Ende bringen, nachdem er seine Figuren erst so liebevoll entwickelt und deutlich gezeichnet hat. Dafür gibt es einen kleinen Abzug, aber vier Sterne sind absolut verdient.

Montag, Februar 20, 2023

Gelesen: Ariel Levy - Gegen alle Regeln

Diese Rezension zu schreiben fällt mir nicht so leicht, wie sonst. Das liegt vor allem daran, weil das Buch in eine Kategorie fällt, die ich sonst nicht unbedingt lese. Es ist die Geschichte einer Frau, von der ich vorher noch nie gehört hatte und deren Leben unter so komplett anderen Vorzeichen begann als meins, dass uns wohl kaum etwas verbinden würde.

Geboren 1974, aufgewachsen in einer jüdischen Familie in Amerika, trennen mich als Leser von der Autorin Geschlecht, Religion und Herkunft. Von daher war es für mich ein kleines Wagnis, mich auf das Buch einzulassen.

Kurzum: Ich habe es nicht bereut. Wenn man sich darauf einlässt, ist es ein sprachgewaltiges Buch, in dem die Autorin mit ihren Worten starke Bilder heraufbeschwört, die einen als Leser mit auf eine Reise durch Ariel Levys Leben nehmen. Und obwohl schon am Anfang verraten wird, was geschehen wird, fiebert und leidet man mit.

So begleiten wir Ariel Levy von Kindheitstagen an auf ihrem Weg hin zu einer gestandenen Journalistin, die spannende Reportagen schreibt. Erleben mit, wie auch ihr familiäres Glück an der Seite ihrer Frau perfekt wird und schließlich durch eine Schwangerschaft die Krönung erfährt.

Von diesem Punkt an muss man als Leser aber erleben, dass nichts so leicht zerbricht wie Glück und das man sich auch dann noch, wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen, an den Scherben verletzen kann.

Dieses Buch sollte man in Ruhe lesen und auf sich wirken lassen, damit es sich voll entfalten kann. Manche Sätze habe ich mehrfach gelesen, weil sie mich so gepackt haben.

Fazit: 

Sicher ist dieses Buch nicht für jedermann und vermutlich auch eher etwas für Frauen, aber Levys Art zu schreiben weiß einen auch als Mann gefangen zu nehmen. Von daher eine klare Leseempfehlung. Einen Stern Abzug gebe ich für das Cover, welches mich im Buchladen nicht angesprochen hätte und auch, weil die letzten Kapitel alle sehr kurz geraten sind und es irgendwie wirkt, als hätte die Autorin das Buch einfach schnell beenden wollen. Da Ariel Levy noch lebt, gibt es natürlich auch kein richtiges Ende, so dass ich mich als Leser ein wenig allein gelassen fühlte, nach dem ich mich für Stunden an sie gefesselt hatte.

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Montag, Februar 06, 2023

Dinge, die verschwinden ... und doch noch da sind

Vor einigen Tagen hat eine Frau an der Kasse im Supermarkt vor mir die Deutschland-Card gezückt. Diese gibt es ja von verschiedenen Anbietern. Die Karte der Frau war von Schlecker. Ich wusste gar nicht, dass es die Karte damals schon gab. Immerhin gibt es Schlecker seit über 10 Jahren nicht mehr. Mir kommt es viel kürzer vor.

Und die Karte der Frau hat mich wieder daran erinnert. Wir hatten drei Schlecker-Filialen in Marl, an die ich mich erinnere. Eine davon wurde ein Ramschladen, der mittlerweile auch geschlossen wurde und länger leer steht. Die Scheiben sind schwarz abgeklebt.

Die andere Filiale war neben der Eisdiele, die ich früher am häufigsten besucht habe. Das Geschäft steht seit dieser Zeit leer. Im Lokal steht noch ein Regal, mit der Aufschrift Schlecker und dem Zusatz "Fotoentwicklung". An diese Filiale erinnere ich mich am besten. Sie hatte einen ganz besonderen Geruch, die Gänge waren sehr eng, die Einkaufswagen sehr klein. Es gab eine kleine Ecke mit Spielzeug. Irgendwie mochte ich den Laden und ich vermisse ihn. Rationale Gründe dafür gibt es überhaupt nicht, es ist reine Nostalgie.

Dazu kommt eine dritte Filiale, an die ich mich nicht wirklich erinnere, aber außen am Gebäude steht noch immer weiß auf blau "Schlecker". Das Schild hängt an der Außenwand eines Restaurants, passt also irgendwie auch schon fast wieder.

Irgendwie sind diese Geschäfte verschwunden, durch die leer stehenden Räume und die teilweise Beschriftung, aber doch noch da. Und mindestens eine ihrer Karten ist noch aktiv. Auf eine gewisse Art und Weise lässt mich das schmunzeln. Ich muss mal schauen, ob ich auch noch ein Schild von Co op in der Stadt entdecke. ;-)

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Donnerstag, Januar 26, 2023

Blitzeis? Ja, ja ...

Warum ist man eigentlich so schnell dabei, Warnungen anderer auf die leichte Schulter zu nehmen? Vorneweg, mir ist nichts passiert. Aber es hätte ja sein können.

Schon als ich am Kindergarten aus dem Auto stieg, rutschte mein Fuß weg. Ja gut, dachte ich. Der Boden hier ist ja immer etwas matschig, sicher nur ein falscher Winkel beim Aussteigen. Es ist aber auch gut möglich, dass mir dieser zweite Hinweis auf Glätte - der erste war das minutenlange Freikratzen aller Autoscheiben - durchaus für ein längeres Nachdenken hätte sorgen können.

Hat es aber nicht. Ich machte mich also unverdrossen auf den Weg zur Arbeit und echauffierte mich über Leute, die versuchten, mit Tempo 40 auf die Autobahn aufzufahren. Was hatten die denn? Die Straßen waren doch frei, von Eis keine Spur.

An der Arbeit angekommen, war die Auffahrt zum Parkdeck gesperrt. Es hatte einen Unfall gegeben. Okay, die Rampe glänzte ja wirklich schön weiß und glitzerte. Tatsächlich ärgerte ich mich aber mehr darüber, dass ich etwas weiter weg parken musste und einen Fußweg von ein paar Minuten zusätzlich hatte.

Und hier geschah es. Mein Weg führt über eine Fußgängerbrücke. Auch diese glänzte weiß. Ohne nachzudenken setzte ich den Fuß darauf. Sofort nahm mein Körper Geschwindigkeit auf und bewegte sich in eine Richtung, die ich so nicht vorgesehen hatte. Ich sah mich schon am Boden liegen, konnte aber im letzten Augenblick den Handlauf ergreifen. Zum Glück war ich nicht in der Mitte gegangen.

Ab da war ich vorsichtiger. Nicht so der Mann, der mir entgegenkam und just in diesem Moment die Brücke von der anderen Seite betrat. Auch er rutschte weg und führte einen komischen Tanz auf. Wir sahen uns an, bestätigten uns die Glätte und rieten zu Vorsicht.

Als wir ungefähr auf gleicher Höhe waren, rutschte ich wieder weg. Wieder mit mehr Glück als Verstand, der sich heute ja jetzt schon mehrfach als doch kleiner als erhofft erwiesen hatte. Doch von nun an schlich ich die letzten Meter bis zum Büro. Von oben konnte ich auf das Parkdeck blicken. Es glänzte weiß, nur wenige Autos standen dort. An den Unfall erinnerten noch ein paar abgebrochene Teile, die ein Kollege mit dem Fuß zur Seite schob. Dann sperrte er auch die Treppe mit Flatterband ab.

Während ich dies beobachtete, nahm ich mir vor, sehr vorsichtig nach Hause zu fahren. Kann jetzt bitte der Frühling kommen? Ich wäre bereit.

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Montag, Januar 02, 2023

2023 - Wir versuchen es noch mal!

Ja, der Blog existiert noch.

Ja, ich will mehr bloggen.

Ja, ich werde es schaffen. Ganz bestimmt! Vielleicht ... ;-)

Als erstes hoffe ich, ihr seid gut ins neue Jahr gerutscht. Mögt ihr Energie für alle eure guten Vorsätze haben und sie auch umsetzen. So, wie ich es mit dem Blog umsetzen werde. Es gibt genug tolle Projekte, die dieses Jahr auf meiner To-do-Liste stehen und ich werde fleißig hier darüber berichten. Also, bis bald. :-)