Des Schamanen Wahnsinn

Montag, Februar 20, 2023

Gelesen: Ariel Levy - Gegen alle Regeln

Diese Rezension zu schreiben fällt mir nicht so leicht, wie sonst. Das liegt vor allem daran, weil das Buch in eine Kategorie fällt, die ich sonst nicht unbedingt lese. Es ist die Geschichte einer Frau, von der ich vorher noch nie gehört hatte und deren Leben unter so komplett anderen Vorzeichen begann als meins, dass uns wohl kaum etwas verbinden würde.

Geboren 1974, aufgewachsen in einer jüdischen Familie in Amerika, trennen mich als Leser von der Autorin Geschlecht, Religion und Herkunft. Von daher war es für mich ein kleines Wagnis, mich auf das Buch einzulassen.

Kurzum: Ich habe es nicht bereut. Wenn man sich darauf einlässt, ist es ein sprachgewaltiges Buch, in dem die Autorin mit ihren Worten starke Bilder heraufbeschwört, die einen als Leser mit auf eine Reise durch Ariel Levys Leben nehmen. Und obwohl schon am Anfang verraten wird, was geschehen wird, fiebert und leidet man mit.

So begleiten wir Ariel Levy von Kindheitstagen an auf ihrem Weg hin zu einer gestandenen Journalistin, die spannende Reportagen schreibt. Erleben mit, wie auch ihr familiäres Glück an der Seite ihrer Frau perfekt wird und schließlich durch eine Schwangerschaft die Krönung erfährt.

Von diesem Punkt an muss man als Leser aber erleben, dass nichts so leicht zerbricht wie Glück und das man sich auch dann noch, wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen, an den Scherben verletzen kann.

Dieses Buch sollte man in Ruhe lesen und auf sich wirken lassen, damit es sich voll entfalten kann. Manche Sätze habe ich mehrfach gelesen, weil sie mich so gepackt haben.

Fazit: 

Sicher ist dieses Buch nicht für jedermann und vermutlich auch eher etwas für Frauen, aber Levys Art zu schreiben weiß einen auch als Mann gefangen zu nehmen. Von daher eine klare Leseempfehlung. Einen Stern Abzug gebe ich für das Cover, welches mich im Buchladen nicht angesprochen hätte und auch, weil die letzten Kapitel alle sehr kurz geraten sind und es irgendwie wirkt, als hätte die Autorin das Buch einfach schnell beenden wollen. Da Ariel Levy noch lebt, gibt es natürlich auch kein richtiges Ende, so dass ich mich als Leser ein wenig allein gelassen fühlte, nach dem ich mich für Stunden an sie gefesselt hatte.

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Montag, Februar 06, 2023

Dinge, die verschwinden ... und doch noch da sind

Vor einigen Tagen hat eine Frau an der Kasse im Supermarkt vor mir die Deutschland-Card gezückt. Diese gibt es ja von verschiedenen Anbietern. Die Karte der Frau war von Schlecker. Ich wusste gar nicht, dass es die Karte damals schon gab. Immerhin gibt es Schlecker seit über 10 Jahren nicht mehr. Mir kommt es viel kürzer vor.

Und die Karte der Frau hat mich wieder daran erinnert. Wir hatten drei Schlecker-Filialen in Marl, an die ich mich erinnere. Eine davon wurde ein Ramschladen, der mittlerweile auch geschlossen wurde und länger leer steht. Die Scheiben sind schwarz abgeklebt.

Die andere Filiale war neben der Eisdiele, die ich früher am häufigsten besucht habe. Das Geschäft steht seit dieser Zeit leer. Im Lokal steht noch ein Regal, mit der Aufschrift Schlecker und dem Zusatz "Fotoentwicklung". An diese Filiale erinnere ich mich am besten. Sie hatte einen ganz besonderen Geruch, die Gänge waren sehr eng, die Einkaufswagen sehr klein. Es gab eine kleine Ecke mit Spielzeug. Irgendwie mochte ich den Laden und ich vermisse ihn. Rationale Gründe dafür gibt es überhaupt nicht, es ist reine Nostalgie.

Dazu kommt eine dritte Filiale, an die ich mich nicht wirklich erinnere, aber außen am Gebäude steht noch immer weiß auf blau "Schlecker". Das Schild hängt an der Außenwand eines Restaurants, passt also irgendwie auch schon fast wieder.

Irgendwie sind diese Geschäfte verschwunden, durch die leer stehenden Räume und die teilweise Beschriftung, aber doch noch da. Und mindestens eine ihrer Karten ist noch aktiv. Auf eine gewisse Art und Weise lässt mich das schmunzeln. Ich muss mal schauen, ob ich auch noch ein Schild von Co op in der Stadt entdecke. ;-)

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