Des Schamanen Wahnsinn

Sonntag, April 23, 2017

John Katzenbach - Die Grausamen - Rezension "Zwei Jahrzehnte Schmerz"

Der erste Thriller, den ich in meinem Leseleben jemals gelesen habe. Ohne den Gewinn des Buchs wäre mir der Lesespaß wahrscheinlich verwehrt geblieben, denn das Cover und eben halt das Genre hätten mich in einer Buchhandlung wahrscheinlich nicht gereizt, das Buch in die Hand zu nehmen.

Die ganze Geschichte beginnt zwanzig Jahre in der Vergangenheit, als ein dreizehnjähriges Mädchen spurlos verschwindet. Der Fall bleibt, wie viele andere, unaufgeklärt und wäre vermutlich für immer in den Aktenschränken der Polizei verstaubt, wenn sich nicht zwei Ermittler, quasi als Strafarbeit bzw. letzte Chance diesen cold cases annehmen müssten.

Der eine, Gabe Dickinson, nach einem Bootsunfall, bei dem sein Schwager ums Leben kommt und durch die Trennung von seiner Frau und seinem Sohn, auf dem besten Weg auf den Boden einer Schnapsflasche abzutauchen. Die andere, Marta Rodriguez-Johnson, hat bei einem Einsatz für das Drogendezernat ihren Partner erschossen.

Mit beiden kann man mitleiden und sie förmlich vor sich sehen, wie sie, in ein kleines Büro abgeschoben, mit sich und den alten Fällen kämpfen.

Bei ihren Ermittlungen zu der verschwundenen Tessa stoßen sie auf andere Ungereimtheiten. Vier Todesfälle, die nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Trotzdem entdecken sie eine Verbindung. Von da an fangen sie an, die Vergangenheit auszugraben und unangenehme Fragen zu stellen.

Während ihrer Suche stoßen sie immer wieder auf Mauern des Schweigens, tappen im Dunkeln und sehen sich in Sackgassen gefangen. Dazu kommen gefährliche Gegner, die nicht nur aus dem Bereich des Verbrechens stammen.

Ihre gemeinsame Jagd nach der Wahrheit lässt bei zu einem Team zusammenwachsen und von Seite zu Seite steigerte sich bei mir die Sympathie für die Ermittler, aus deren Sicht das Buch konsequent geschildert wird. Mal gemeinsam, mal getrennt marschierend, aber nie ohne die beiden Hauptpersonen schildert das Buch klassische Ermittlungsarbeit, wobei man immer das Gefühl hat, mitermitteln und mitleiden zu können und zu müssen.

Bis fast zum Schluss bleibt die Lösung offen und der Autor baut meisterhaft Verwicklungen und Fehlschläge ein, die immer wieder überraschen und den Leser ratlos und fast wütend zurücklassen.

Action gibt es in der Geschichte zwar auch, sie steht allerdings nicht im Vordergrund. Der liegt ganz klar auf der Ermittlung und der charakterlichen Entwicklung der beiden Hauptpersonen.

Angenehm ist auch der Stil. Alle Personen wirken echt, die Motivationen sind stets nachvollziehbar und die Dialoge klingen lebensecht.

Thriller werden wahrscheinlich nicht zu meiner Lieblingslektüre, aber wenn, dann hat der Autor bei mir schon mal einen Stein im Brett. Sollte es also jemals eine Fortsetzung mit diesem Ermittlungsduo geben, würde das Buch wohl auf meine Leseliste kommen.
       

Montag, April 10, 2017

Die Bahn und ich ... keine Freunde fürs Leben

Am Samstag war es wieder soweit. Wir wollten den ÖPNV nutzen, um zur Party zu kommen. Düster erinnerte ich mich noch an die letzten Male, die wirklich nur anstrengend und teuer waren. Schlimmer konnte es eigentlich nicht mehr kommen.

Ob es schlimmer war, ich weiß nicht. Aber nervig war es defiitiv wieder. Ich wollte uns die Tickets am Automaten kaufen und dabei bargeldlos zahlen. Das war der entscheidende Fehler. Der Kasten akzeptierte meine EC-Karte nicht. Systemfehler wurde mir angezeigt. Schön und gut, Bargeld war ja auch vorhanden. Dürfte ja kein Problem sein, jetzt die Zahlungsart zu ändern.

Denkste! Es war nicht möglich, zu wechseln. Selbst wenn man den Vorgang komplett abbrach und von vorne begann, es wurde noch Kartenzahlung zugelassen. Die ja nicht funktionierte.

Letztes mal stand ich in RE-Süd vor dem Kasten und konnte nicht mehr dem Zwanzig-Euro-Schein bezahlen, weil nur Fünf und Zehn-Euro-Scheine akzeptiert werden. Irgendwann steht dort bestimmt "Heute nur 10 Golddukaten aus dem 17. Jahrhundert als Zahlungsmittel zulässig".

Zum Glück gibt es aber eine kostenlose Servicehotline. Flugs das Mobiltelefon gezückt, die Verbindung hergestellt und den Mitarbeiter des Anbieters über das Problem aufgeklärt. Ob er mir denn eine Möglichkeit nennen können, wie man die Zahlungsart umstellt. Im folgenden ein Gespräch aus dem Gedächtnis. Zur Erklärung der Lage, in der Ferne war unser Zug bereits zu hören.

"Hallo, euer Kasten geht nicht! Er akzeptiert meine EC-Karte nicht und die Zahlungsart lässt sich nicht umstellen. Gibt es da einen Trick oder was muss ich machen?"

"Ich brauche erstmal die Gerätestandortnummer."

"V088blablablubb!"

"Hm. Und was geht nicht?"

Ich erläuterte erneut mein Problem.

"Hmmmmmmmmmmm."
Sehr langes Brummen, das klingt nicht gut.

"Ich  mach dann mal einen Vorgang auf."

"Okay."

"Haben Sie was zu schreiben?"

Diktiert er mir jetzt die Gebrauchsanleitung?

"Wofür?"

"Wollen Sie sich nicht die Vorgangsnummer aufschreiben?"

"Wofür?"

"Dann können Sie das vielleicht mit dem Schaffner klären."

"Vielleicht?"

"Hmmmmmmm."

"Also, ich sag mal so, unser Zug steht da und rollt langsam an."

"Hmmmmm."

"Wie gesagt, Sie können das dann mit dem Schaffner vielleicht besprechen und ihm die Vorgangsnummer geben."

"Der nächste Zug kommt in einer Stunde."

Traurig sah ich dem Rücklicht hinterher.

"Also wollen Sie die Vorgangsnummer nicht?"

"Damit ich das in einer Stunde vielleicht mit dem Schaffner klären könnte?"

"Ja."

"Nein!"

"Okay. Aber dann kann ich Ihnen jetzt auch nicht helfen. Ich wünsche Ihnen aber noch einen schönen Abend."

Schmerzlichen Dank!

Mal sehen, was beim nächsten mal los ist, wenn ich auf Schienen reisen möchte. Zurückreisen konnten wir übrigens auch nicht. Nicht, weil der Ticketautomat nicht funktionierte, nein, es bestand kein Angebot an adäquaten Reisemöglichkeiten um fünf Uhr morgens. Erst zwei Stunden später wäre der erste Zug oder Bus gefahren. Vielleicht hätte ich mir dafür noch eine Vorgangsnummer organisieren können in der Zeit...

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