Kuriose Erlebnisse mit dem seltenen Nachnamen Müller im Restaurant zur goldenen Möwe
Normalerweise sollte man glauben, dass wer mit dem Nachnamen Müller gesegnet ist, frei von seltsamen Wortwitzen durch das Leben gehen kann. Weit gefehlt, ihr Ahnungslosen!
Vergessen wir einfach mal die Fragen von Lehrern, ob man schon Geschwister in der Klasse hatte oder das Märchen vom Zahnarzt, der anhand der Zähne behauptet zu wissen, dass man eine Schwester hat. Gehen wir gleich in die Gegenwart. Genauer zu meinem letzten Besuch im Durchfahrtbereich im Restaurant zur goldenen Möwe.
Um längere Wartezeit zu vermeiden, denn der Hunger quälte mich und es war spät, hatte ich in der App vorbestellt. Ja, seit es dort Punkte wie bei Payback gibt, mache ich so neumodische Sperenzchen. Was ich bisher dabei vergaß, war, dass ich dabei auch meinen vollen Namen eingeben musste. Okay, vermutlich hätte ich mir auch ein Pseudonym wie "Burger-Johnny" geben können, aber ich bin da eigentlich recht angstfrei und habe mich daher korrekt angemeldet. Jeder kann wissen, wie viele Nuggets ich mir so im Monat reinziehe.
Aber folgendes Erlebnis lässt mich das nun doch überdenken.
Ich nannte also am Bestellschalter meinen Code aus der App. Im Anschluss entwickelte sich folgender Dialog.
"Heeeeey, Oliver Müller!"
Überrascht blickte ich auf. "Äh, ja?"
Bisher war ich dort nicht namentlich begrüßt worden, was mich leicht irritierte. Auch die nach jedem Satz des noch für mich unsichtbaren Gesprächspartner eintretende Pause, die stets lange genug andauerte, um in mir ein Gefühl des Unbehagens zu wecken, half mir nicht.
"Alles Müller oder was?!"
"Äh, ja, meistens."
"Müller, ha! Macht 12,38! Schalter 2."
Ich fuhr zum genannten Ort vor, fuhr die Scheibe herunter und zuckte zusammen, als der Angestellte des Fast Food-Restaurants förmlich aus seinem Schalter sprang und mir fast auf den Schoß krabbelte.
"Oliver Müller, hey!"
"Äääääh!"
"Ich heiße auch Müller!"
"Ja, ähm, toll!"
"Du kannst mir ja mal eine Müller Milch ausgeben."
"Vielleicht wenn ihr die mal anbietet."
Er schien ernsthaft über meinen Vorschlag nachzudenken, denn die bisher schon unangenehm lange Sprechpause dehnte sich weit über fünfzehn Sekunden. Beendet wurde sie von einem schallenden Gelächter. "HAHAHAHAHAAAAAHAAAAA!"
Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte und schwieg. Dafür hatte sich der Schalter-Müller wieder eingekriegt. "Man hat mich mal gefragt, ob mir Müller Milch gehört."
"Ja, das wäre schon gut, glaub ich."
"Dann wär ich reich, ne?"
"Ja."
"Wär gut, ne?"
"Ja."
"Haha!"
"Ja."
"Wegen Müller, ne?"
"JA!"
"Am nächsten Schalter abholen, Tschüss!"
Das Fenster wurde unvermittelt geschlossen. Vielleicht waren meine Antworten ja zu einsilbig. Ich wollte einfach nur noch weg. Das war mir aber nicht möglich, weil direkt vor mir ein Auto stand. Das wiederum konnte nicht weiter, weil der Angestellte ein Fenster weiter die Bestellung zwar hingehalten, aber nicht auf den Griff des Kunden danach gewartet hatte. Ergo folgte das Happy Meal den Gesetzen der Schwerkraft und landete am Boden.
Der Fahrer des Wagens versuchte dieses nun zu erreichen, kam aber sitzend nicht heran. Er legte den Rückwärtsgang ein und hielt Millimeter vor meiner Stoßstange. Als er endlich abfuhr - sein Essen war vermutlich schon erkaltet - atmete ich auf. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen.
Als ich dann den Abholschalter erreichte, klatschte im Innenbereich der Küche jemand ein volles Tablett auf den Boden. Zum Glück war meine Bestellung nicht betroffen. Ich griff danach wie ein Ertrinkender nach dem Rettungsring und raste davon. Das nächste mal bestelle ich wieder anonym in der Pommesbude um die Ecke!