Der Hexer von Salem Episode 1 – Als der Meister starb
Viel über den Inhalt dieses Hörspiels zu erzählen, hieße wohl, Eulen nach Athen zu tragen, denn die Ursprünge des Hexers liegen mittlerweile gut 35 Jahre zurück. Auch über den Autor Wolfgang Hohlbein braucht man wohl keine großen Worten mehr verlieren, denn er gehört schon seit vielen Jahren zu den beliebtesten Autoren im fantastischen Bereich in Deutschland.
Darum sei nur kurz gesagt, dass es in Episode 1 der als Serie angelegten Hörspiele um Robert Craven geht, der im 19. Jahrhundert gemeinsam mit seinem Mentor Mr. Montague aus der neuen in die alte Welt segelt. Doch kurz bevor die „Lady of the mist“ den sicheren Hafen erreicht, überschlagen sich die Ereignisse auf grauenhafte Art. Und Robert muss erfahren, dass es in seiner Vergangenheit einiges gibt, von dem er nichts ahnte, das aber für seine Zukunft eine große Bedeutung haben wird.
Soweit der kurze spoilerfreie Einblick in die Handlung, die auf diesem Hörspiel in gut 84 Minuten gepackt wird, was dazu führt, dass der geneigte Hörer zwei CDs vorfindet. Beide sind grafisch genauso toll aufgemacht wie das Cover, dass mich sehr einzunehmen weiß und in seiner Farbgebung ebenso düster ist wie die Geschichte selbst. Das Cover zeigt dabei eine Szene, die so auch im Hörspiel vorkommt.
Die größte Aufmerksamkeit unter den Sprechern fällt natürlich Patrick Borle zu, der die Hauptrolle Robert Craven übernommen hat. Für mich eine gute Wahl, denn Borle ist, zumindest für mich, noch keiner Rolle so fest zugeordnet, wie es mir bei manchen Sprechern geht, bei denen ich immer einen anderen Charakter vor Augen habe, wenn ich ihn höre.
Um ganz unvoreingenommen an das Hörspiel zu gehen, muss ich trotzdem versuchen, die Version von 2004, damals erschienen in der Gespenster-Krimi-Reihe von WortArt, auszublenden. Das Hörspiel war damals eines meiner Favoriten und hat die Messlatte gehörig hochgeschraubt. Dank der doch anderen Machart von Lindenblatt Records gelingt mir das ausblenden aber sehr gut. Natürlich findet man ab und zu bekannte Elemente und der eine oder andere Satz scheint sich fast eins zu eins in meinem Kopf gespeichert zu haben, aber das tut dem Hörvergnügen keinen Abbruch, im Gegenteil. Außerdem kann mich hier sowohl die Erinnerung trügen nach gut 15 Jahren oder es ist der Romanvorlage geschuldet.
Im vorliegenden Hörspiel setzt man auf einen Erzähler, hier Stefan Lindner persönlich, dem es gut gelingt, die wichtigen Parts anschaulich einzuleiten und auch die Stimmung vorzubereiten, ohne dabei zu overacten, was nicht jeder Erzähler hinbekommt.
Insgesamt gibt es bei den Sprechern keinen Ausreißer nach unten, alle machen ihre Sachen gut. Schön ist es auch, noch einmal Manfred Erdmann, der 2017 verstarb, als Kapitän Bannermann zu hören. Er war einfach einer der ganz großen in der Sprecherszene.
Aber auch Willi Röbke, Stephan Wilkening und Claudia Urbschat-Mingues stehen in keinster Weise zurück. Bei Patrick Borle hatte ich erst das Gefühl, dass er zu alt für die Rolle sein könnte. Aber natürlich wird die Geschichte im Rückblick erzählt, was diese Annahme absolut relativiert.
Der Soundtrack weiß zu begeistern und hat mich irgendwie an die Filmmusik von Sherlock Holmes mit Robert Downey jr. erinnert. Er trägt maßgeblich zu der dichten Atmosphäre des Hörspiels bei.
Minimalste Abzüge gibt es für die stimmliche Veränderung der Hexer, wenn sie ihre Macht einsetzen, aber das ist Geschmackssache. Für mich hätte es dieser Unterstreichung nicht bedurft. Im Gesamtpaket vergebe ich 8 ½ von 10 Tentakeln. Aber auch nur, weil man bei einer ersten Folge natürlich immer noch ein wenig Luft nach oben haben sollte. Auf jeden Fall freue ich mich auf die nächsten Folgen, die definitiv gekauft werden.
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