Des Schamanen Wahnsinn

Mittwoch, Juli 23, 2008

40 Jahre Heftroman - ich war (zum Teil) dabei!


Hier mal mein Bericht zum 40. Geburtstag des Gruselheftromans in Deutschland. Der Artikel ist auch bei www.zauberspiegel-online.de erschienen, wo noch viel mehr Heftromanleser über ihre Erfahrungen mit der leichten Lektüre, sehr interessant. Und schön zu wissen, das ich nicht der einzige Verrückte bin. :-)

40 Jahre ist es also her dass der erste Gruselheftroman in Deutschland erschien. 15 Jahre vor meiner Geburt also. Und dann hat es noch einige Jahre gedauert bis ich mich erst für das Lesen an sich, dann für Grusel und noch etwas für später für den Heftroman interessiert habe. Meine ein paar Jahre ältere Schwester las John Sinclair und ich hab mir schon als Grundschüler die Cover angesehen und war oft fasziniert. Zu mehr hab ich mich nicht getraut. An jeweils ein Larry Brent, Dämonenkiller und Gruselseriehörspiel kann ich mich noch erinnern. Zumindest das meine Schwester sie hatte, denn auch hier hab ich mir lieber die Ohren zugehalten und mich nichts ins Zimmer gewagt. Ein irre lachender Vukujev aus „Im Zeichen des Bösen“ (Dämonenkillerhörspiel Nr. 1) ist für ein Kind ebenso abschreckend wie die Monsterspinne (Im Bann der Monsterspinne – Gruselserie Nr. 9), die einem was vom Kinderfressen erzählt oder wenn man Angst hat das einen „Die Jenseitskutsche von Diablos“ (Larry Brent Nr. 10) abholt.
Aber 1991 mit acht Jahren und einem Anfall von plötzlichem Mut griff ich doch in die John Sinclair Kiste und fischte mir ein Heft heraus. Nr. 329 – Der Ghoul der meinen Tod bestellte. Der wurde dann ganz klassisch unter der Bettdecke mit Taschenlampe gelesen. Natürlich hatte ich bis dahin nie so etwas spannendes gelesen. Und bis heute ist John Sinclair Nr. 329 auch mein Lieblingsroman von John Sinclair und Ghouls erfreuen mich jedes Mal wenn sie einen Auftritt haben. Auch wenn sie im Grunde fast noch langweiliger sind als Vampire und Werwölfe.
Ob ich danach vorerst noch zu Heftromanen griff, weiß ich gar nicht mehr. Der nächste Schritt in Richtung Heftroman war dann auch eigentlich gar kein richtiges Heft. 1996 startete die John Sinclair Sammler-Edition. 3,30 DM damals am Anfang ein Taschenheft. Für jemand mit wenigen Mark Taschengeld gerade noch erschwinglich. Vampira und die Ufo-Akten musste ich allerdings liegen lassen, dazu reichte es nicht. Erst kurz bevor die John Sinclair Sammleredition 2001 eingestellt wurde, begann ich auch die Heftromane durchgängig zu lesen. Gesammelt hatte ich sie schon eine Weile nebenher, aber erst mit Nr. 1185 „Im Schloss der Skelette“ habe ich jede Woche das neue Heft gelesen. Auch wenn ich jetzt gut 50 Bände hinterher hänge. Zur gleichen Zeit stieg ich mit Nr. 700 auch bei Professor Zamorra ein. In der Zwischenzeit musste ich mit Mark Hellman (1998-99), dem Grusel-Schocker (1999-2001) und Vampire (2001-2002) zum ersten Mal erleben wie es sich anfühlt, wenn eine Serie eingestellt wird. Altfans aus den 80ern dürften das ja gewöhnt sein, bei der Masse an Serien und Reihen um die ich viele Fans von damals beneide. Für mich gab es ja nur John Sinclair als Vorbild und der lief ja schon ewig und drei Tage. Mit Bad Earth wagte ich dann mal einen Blick in die Science-Fiction und auch hier lauerte schon die frühe Einstellung. An den großen Perry Rhodan hatte ich mich nicht wirklich herangewagt bzw. nach vier Heften wieder die Segel gestrichen.
Larry Brent, Macabros, Dämonenkiller…all das war längst Vergangenheit und hatte für mich keine Bedeutung. Die Bedeutung des klangvollen Namens Dan Shocker konnte ich noch nicht erahnen. Doch nach und nach entdeckte ich die Vergangenheit und kaufte auf Trödelmärkten und später dann bei ebay immer mehr zusammen. Berge von dem was meine Eltern Altpapier und „Immer-das-gleiche-hinter-jedem-Busch-lauert-das-Monster-Romane“ bezeichnen.
Mit dem Internet bekam ich dann auch irgendwann endlich die Kontaktmöglichkeit zu Gleichgesinnten. Da draußen mussten ja noch mehr von meiner Sorte sein, schließlich lag nicht immer nur ein Heft pro Serie bei meinem Zeitschriftenhändler. Aber im Geschäft zu lauern bis jemand mal John Sinclair oder Professor Zamorra kauft...meistens sah ich nur alte Damen die Heimat-, Liebes- und Arztromane in Massen aus dem Ständer zogen.
Über http://www.gruselromane.de/ entdeckte ich noch mehr Serien, das (alte) Bastei-Forum stellte den Kontakt her. Von Cons hatte ich nie etwas gehört, vllt. mal auf der PZ-Leserseite was gelesen, aber einen wirklichen Bezug konnte ich dazu nicht aufbauen. Das war alles weit weg, das waren sicher Experten die so einen unwissenden Neuleser doch gar nicht brauchen konnten. Und bis heute war ich nie auf einem Con. Das virtuelle Fandom, wie der Chef des Zauberspiegels schon schrieb, ist meine Heimat. Wenn die alten Recken von damals schreiben, lese ich mit Neugier und versuche mich in eine Welt hinein zu versetzen, die nicht die meine ist.
Heute fühle ich mich schon fast selbst als Altfan, besonders wenn neue Leser in eine Forum kommen und die Allheilmittel zur Rettung einer Serie oder des Heftromans an sich aus dem Hut zaubern. Meine Sammlung, die nach und nach der Vervollständigung entgegen strebt, könnte auch jemandem gehören der seit Jahrzehnten dabei ist. Auch wenn ich oft vor den Regalen stehe, seufze und mir denke: “Das kannst du niemals in deinem ganzen Leben durchlesen.“ Dazu erscheint zu viel Neues, nicht nur bei den Heftromanen, dem toten Medium. Seit Jahren liest man vom Ende des Heftromans und je nach meiner eigenen Stimmung stimme ich zu oder widerspreche vehement. Außerdem schafft es ja fast jede zweite Serie die eingestellt wurde als Hardcover beim Zaubermond-Verlag zurück zu kehren.
Kurzserien, Spin-Offs, inhaltliche Veränderungen…alles wurde schon angeregt. Ich habe keine Lösung parat, aber ich mache mir auch keine Sorgen. So lange noch eine Serie läuft, ist er ja noch nicht wirklich tot. Und so lange werde ich dabei sein. Auch wenn es schon lange keine Groschhefte mehr sind, eingestiegen bin ich mit 2,30 DM. Heute sind es bis zu 1,85 € die man für ein Heft zahlt. Aber trotzdem kann mir niemand etwas nennen, das noch günstiger ist. Und so bleibt der Heftroman, selbst wenn jetzt alles eingestellt werden würde, für mich noch über Jahre hinweg die bevorzugte Quelle für Lesestoff. Gute Geschichten müssen nicht zwischen Buchdeckel gepresst sein, gute Unterhaltung gibt es auch im Heft. Bessere, als mancher vermuten würde. Und jetzt gehe ich wieder lesen…