Des Schamanen Wahnsinn

Dienstag, Dezember 06, 2005

Himmelstod und Höllenende


Heute wollte ich mal ein Gedicht posten, es ist allerdings schon etwas älter. Ich habe es bereits Anfang Oktober 2004 geschrieben. Der Aspekt der Wanderung wird in meinen Gedichten oft aufgegriffen. Zum einen Aufgrund der Wanderung von Arthur Rimbaud (dessen Bild ihr hier seht), zum anderen wegen meiner eigenen Rastlosigkeit. Aber dieses Gedicht bezieht sich wohl auf Ahasver, den wandernden Juden.

Toter Kindgeist
Kleines Licht in einer Kapelle
Der Wanderer, der den Weg beschreitet...wer ist er?Würdet ihr ihn einlassen?
Sicher nicht,er kann sehen ohne Licht,er braucht euch nicht.
Und doch ist einsam er,seit ew'gen Zeiten.
Ein Buch, das ist sein einz'ges Wissen,ohne es, wär alles abgerissen.
In ihm, tausend Schatten,die einstmals tausend Namen hatten.Die Freunde ihm einst waren,einst, vor vielen hundert Jahren.
Alle sind gestorben,nur er, er ist gegangen.Um alle hat der Tod geworben,nur ihn, ihn hat er leiden lassen.
Er ist der Wanderer, der alles hat gesehen,er ist der Wanderer,der für immer muss ziellos weitergehen.
Er verhöhnte Leben,er verhöhnte den Tod.Er kann sich selber nicht vergeben,er darf es nicht, nicht am Morgen und nicht im Abendrot.
Denn er, er war selber einst ein Engel,doch wollte er die Macht.
"Stell dich mir!","Gott!", schrie er.Er durchbrach die Himmelstür,doch der Himmel, der war leer.
Es gibt keinen Gott,es gibt auch keine Hölle.Es gibt nur das Nichts...und ihn.